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Fachtagung:  Informatische Bildung in Sachsen
Workshop:  Gymnasium 

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Thema
Entwicklungsschwerpunkte für die informatische Bildung des Gymnasiums im Kontext der Lehrplanpräzisierung des Faches Informatik und des Orientierungsrahmens Informatik

 

... hoch Arbeitsschwerpunkte

Es war die Aufgabenstellung der Beratungen in der Arbeitsgruppe Gymnasien, aus Sicht dieser Schulart Grundfragen der informatischen Bildung in den jeweiligen Altersstufen zu diskutieren. Auf der Basis der erfolgten Lehrplanpräzisierung für die Klassenstufe 7 und des neuen Orientierungsrahmens für die Klassenstufen 8-10 war neben den Erörterungen zur Geeignetheit der vorgeschlagenen Inhalte und der bisherigen Erfahrungen, besonders die Rolle des Informatikunterrichts in einem Gesamtkonzept informatischer Bildung zu klären. Der seit mehr als 10 Jahren erfolgreiche Unterricht im Fach Informatik an Mittelschulen sowie die Schulversuche zur Informatik in der Sekundarstufe I und zur Nutzung des Computers im Fachunterricht (z. B. Mathematik) unterstreichen nicht zuletzt die Notwendigkeit deutlicher Veränderungen. Vor dem Hintergrund eines sich abzeichnenden massiven Fachkräftemangels im gesamten Bereich der neuen Technologien sind Basisqualifikationen dringender denn je, um entsprechende Lebensperspektiven zu ermöglichen.

Die von den Teilnehmern eingangs aufgeworfenen Fragestellungen zeigten die ganze Vielfalt und Komplexität der zu lösenden Probleme. Es wurde deutlich, dass nach wie vor Standpunkte existieren, die den Gegenstand eines Informatikunterrichts im Erlernen der Handhabung von Software sehen und damit der Ausprägung von Bedienfertigkeiten das Wort reden. In diesem Sinne erfolgt meist eine ungerechtfertigte Gegenüberstellung der Benutzung von Computern im jeweiligen Unterrichtsfach und dem Erlernen grundlegender Konzepte im Fachunterricht Informatik. Die bereits existierenden Erfahrungen aus den Schulversuchen und des Unterrichts nach Orientierungsrahmen belegen allerdings, dass beide Aspekte eine moderne Allgemeinbildung auszeichnen.

Aus dem Stimmungsbild zu Beginn des Workshops ergaben sich folgende Schwerpunkte für die Diskussion:

Grundpositionen zur informatischen Bildung ("Eckwertepapier") 
Vorschläge zur Stundentafel  
Informatikunterricht vs. Fachunterricht mit Computern 
Differenzierung des Faches Informatik in S I und S II 
Lehrerfort- und -weiterbildung 

In der zur Verfügung stehenden Zeit konnten nicht alle Punkte gleichermaßen ausführlich angesprochen werden. Auf eine genauere Betrachtung der Lehrerbildung mußte verzichtet werden.

... hoch Diskussionsergebnisse des Workshops
Grundpositionen zur informatischen Bildung

Nach einer ersten Durchsicht des vorab verteilten Papiers (Stand: 1999) wurde sofort deutlich, dass damit substantielle Diskussionen zu notwendigen Wandlungen einer informatischen Bildung am Gymnasium noch nicht geführt werden kann. Insbesondere bleiben die in diesem Material (S. 2) gestellten Fragen weitgehend offen.

Anknüpfend an die in jüngster Zeit weltweit geführten Diskussionen um Veränderungen in der Bildung in einer künftigen Informations- und Wissensgesellschaft sind die Fragen nach Inhalt und Struktur informatischer Bildung aktueller denn je. Dabei sollte informatische Bildung sowohl in ihren verschiedenen Facetten als auch hinsichtlich der notwendigen Bestandteile betrachtet werden. Eine zu enge Sicht auf Computerbedienung oder auch Programmierung (meist nur Implementierung) wird dem Stellenwert informatischer Bildung in einer zeitgemäßen Allgemeinbildung nicht gerecht. Damit wird ignoriert, dass es deutlich charakterisierbare Grundlagen gibt, die die Basis der informatischen Bildung ausmachen und nur in einem entsprechenden Unterrichtsfach vermittelt werden können. Es bestand Konsens dahingehend, dass es eines Pflichtfaches Informatik in allen Schularten bedarf, um die notwendigen Kompetenzen bei Schülerinnen und Schülern auszuprägen. Eine deulichere Darstellung der Spezifik informatischer Bildung erscheint notwendig, um zwischen den Ansprüchen an das Fach Informatik und dem Computereinsatz im Unterricht anderer Fächer zu differenzieren. Insbesondere ist eine Unterscheidung hinsichtlich des Computers als Gegenstand, Werkzeug und Medium geeignet, die jeweiligen Spezifika zu beleuchten. Es sollte in diesem Zusammenhang erneut dargestellt werden, dass der Informatikunterricht Grundlagen, Wirkprinzipien und Lernstrategien herausbildet, die eine informatische Bildung an anderen Lernorten erst ermöglicht.

Die vorgestellte Strukturierung eines Gesamtkonzepts der informatischen Bildung in Sachsen wurde in der Diskussion von allen Teilnehmern als geeigneter Ansatz angesehen, der in seiner konkreten Umsetzung fixiert werden sollte. Es gab keine Position, die Informatik als Pflichtunterricht im Gymnasium in Zweifel zog. Neben einigen Aspekten zu Erwartungen an den Informatikunterricht im Kanon der Fächer wurde auch auf die bereits ausgearbeiteten Leitlinien zur informatischen Bildung verwiesen, die dafür einen geeigneten Rahmen liefern. So ist recht gut zu zeigen, dass im von der Gesellschaft für Informatik formulierten Gesamtkonzept (allen Kultusministerien im Sommer 2000 zugeleitet) unter den als Leitlinien benannten Aspekten: Interaktion mit Informatiksystemen, Wirkprinzipien von Informatiksystemen, Informatische Modellierung sowie Wechselwirkungen zwischen Informatiksystemen, Individuum und Gesellschaft Kompetenzen zusammengefaßt sind, die sowohl eines gesonderten Informatikunterrichts als auch einer breiter gefächerten Ausprägung im Rahmen der informatischen Bildung bedürfen.

Für die weitere Arbeit wurde empfohlen, das Eckwertepapier unter folgenden Fragestellungen zu überarbeiten:

  • Warum gehört informatischen Bildung in die Schule?
  • Wodurch ist informatische Bildung charakterisiert (Definition/Ziele/Inhalte)?
  • Wie sollte die informatische Bildung in Sachsen strukturiert sein (Gesamtkonzept)?
  • Was kann nur ein Unterrichtsfach Informatik leisten?
  • Welche Aspekt der informatischen Bildung sind typische Beispiele für Querverbindungen zwischen den Fächern?

Bei dieser Überarbeitung sollten die aktuellsten Dokumente der Gesellschaft für Informatik, die Studien zur wirtschaftlichen Perspektiven und daraus resultierende neue Anforderungen an die Allgemeinbildung unbedingt beachtet werden. Es wurde mehrfach festgestellt, dass mit den Entscheidungen zur Informatik am Gymnasien deutliche Weichen für den Wirtschafts- und Bildungsstandort Sachsen gestellt werden.
   

Vorschläge zur Stundentafel

Auf der Basis der grundlegenden Diskussion zum Informatikunterricht wurde das vorliegende Gesamtkonzept als geeignete inhaltliche Orientierung verstanden. In der Präzisierung des Lehrplans Klassenstufe 7 und im Orientierungsrahmen für die Klassenstufe 8-10 sind diese Zielstellungen bereits gut berücksichtigt worden. Begründet durch die Anforderungen an die Schüler hinsichtlich Modellbildung, Abstraktion und Beurteilung als auch durch notwendigen mathematisch-naturwissenschaftlichen Voraussetzungen mindestens in den Klassen 7-10 anzusiedeln. Die Qualität und Effektivität dieses Faches kann dadurch unterstützt werden, dass Bedienfertigkeiten, die bekanntlich kein Gegenstand des Informatikunterrichts sind, bereits in jüngeren Klassenstufen erworben werden.

Der einmütige Vorschlag der Arbeitsgruppe lautet:

  • Einführung des Faches Informatik als durchgängiger Pflichtunterricht in den Klassenstufe 5-10 an allen allgemeinbildenden Gymnasien
  • Realisierung eines normalen Grundkursfaches in der Sekundarstufe II

Dieser Vorschlag berücksichtigt die gegenwärtigen Erfahrungen beim Unterricht nach Orientierungsrahmen (große stoffliche Fülle) und die möglichen schrittweisen Veränderungen in Ausstattung der Schulen und Ausbildung der Lehrer.
 

Informatikunterricht vs. Fachunterricht mit Computern

In der Diskussion zu diesem Schwerpunkt wurde deutlich, dass keine Entgegensetzung von "Computernutzung im Fachunterricht" und "Informatikunterricht" geben darf. Genau dies hat u. a. das ITG-Modell in vielen Bundesländern zum Scheitern gebracht. Die Versprechungen zu den Möglichkeiten integrativer Konzepte unterscheiden sich kaum von denen der 80er Jahre. Sie sind bis heute weder didaktisch genauer ausgearbeitet noch ausreichend erprobt.

Die Überarbeitung des Eckwertepapiers sollte vielmehr Abhängigkeiten und Querbeziehungen zwischen den Fächern und dem Informatikunterricht ausweisen. Dazu ist im Orientierungsrahmen Informatik bereits eine gute Vorarbeit geleistet worden, die durch weitere Beispiele ergänzt werden sollte. Insbesondere ist zu unterscheiden welche Voraussetzungen aus den Fächern der Unterricht in der Informatik benötigt und welche Erwartungen der Fachunterricht in der jeweiligen Klassenstufe haben kann. Es erscheint in diesem Zusammenhang auch sinnvoll, Möglichkeiten und Formen fächerübergreifenden oder fächerverbindenden Lernens (nicht ausschließlich mit dem Blick auf die informatische Bildung) zu diskutieren und geeignete Konzepte zu erproben.
 

Differenzierung des Faches in der S I und S II

Bereits bei den Überlegungen zur Stundentafel wurde der Blick auf die Sekundarstufe II gerichtet. Die Forderung nach einem durchgängigen Pflichtunterricht beseitigt auch momentane Probleme in der gymnasialen Oberstufe, einschließlich der inhaltlichen Profilierung des bisherigen Wahlgrundkurses.

Es bestand Übereinstimmung, dass es notwendig und sinnvoll ist, einen Grundkurs (2-stündig) mit der Möglichkeit der Abiturprüfung (P4) einzurichten.
 

Lehrerfort- und -weiterbildung

Es konnte festgestellt werden, dass es in den letzten Jahren für die Ausbildung von Informatiklehrern eine breite Unterstützung gab und durch das Engagement aller Beteiligten  - insbesondere der Lehrer -  ein guter Stand erreicht ist. Eine Reihe von offenen Fragen und Problemen stehen in der kontinuierlichen Fortbildung der Informatiklehrer, die aus Zeitgründen nicht mehr diskutiert werden konnte. Es wurde vorgeschlagen, diese Thematik weiterzuführen.

 

... hoch Weiterführende Materialien und Informationen
   
Download: Eckwertepapier Eckwertepapier zur informatischen Bildung an allgemein bildenden Schulen in Sachsen
(Stand 1998, PDF-Format, 197 kB)

 
Download: Auszug aus dem Handreichungsentwurf Schulfachliche Stellungnahme zur Neugestaltung der informatischen Bildung am Gymnasium
(Stand Juni 1999, PDF-Format, 165kB)

 
Link auf den Autorenteil des Sächsischen Bildungsservers Informatische Bildung an Gymnasien
(Quelle: Sächsischer Bildungsserver)

 
Link auf den Autorenteil des Sächsischen Bildungsservers Lehrplanpräzisierung und Orientierungsrahmen
(Quelle: Sächsischer Bildungsserver)

 
Link auf die Webseiten der Gesellschaft für Informatik Informatische Bildung und Medienerziehung
(Quelle: Gesellschaft für Informatik, Fachausschuss 7.3 "Informatische Bildung an Schulen")

 
Link auf die Webseiten der Gesellschaft für Informatik Gesamtkonzept für die informatische Bildung
(Quelle: Gesellschaft für Informatik, Fachausschuss 7.3 "Informatische Bildung an Schulen")

 
Link zu MEDIOS MEDIOS
(Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Kultus, Leitstelle für Infrastruktur)

 
Link zu 20plus 20plus
(Quelle: Sächsisches Staatsministerium für Kultus)

 
Link zum Gymnasium Riesa-Weida Schulversuch Riesa-Weida
(Quelle: Gymnasium Riesa-Weida)

 

Inhaltliche Bearbeitung
Prof. Dr. habil. Steffen Friedrich /
PD Dr. Norbert Breier

Gestaltung & Design
Helmar Fischer

Letzte Änderungen
10.07.2001