Fortbildungsveranstaltung
Erkundung mittelständischer Unternehmen der Region


Unsere Erkundungsfahrt führte uns in diesem Jahr in zwei Unternehmen der Oberlausitz. Beide haben etwas mit Traditionen zu tun, wenn auch in völlig unterschiedlichem Sinn.


Pianoforte-Fabrik. Für viele Menschen klingt das zuerst wie Spielzeug. Auf den zweiten Blick kann das Spielzeug locker den Wert eines neuen Mittelklasse-Pkws aufweisen, wobei es nach oben keine Grenzen gibt. Wenn dann der Name C.Bechstein fällt, wird die Sache schon besser vorstellbar. Nur wenige wissen um die Bedeutung dieses mittelständischen Unternehmens, sieht man mal von den meist klassischen Musikliebhabern ab.
Seit 1853 werden in Berlin Klaviere und Flügel hergestellt. Mit der Zeit wurde es dort jedoch zu laut und die Rahmenbedingungen entwickelten sich auch auf anderen Gebieten alles andere als optimal. Und so entschied man sich zum Umzug nach Seifhennersdorf. Hier wurden bereits Flügel und Klaviere der Marke Zimmermann produziert. C. Bechstein übernahm diese Produktionsstätte und ordnete sich neu: Die "Einsteigermarken" Zimmermann und Hoffmann verlagerte man in den Zweigbetrieb im tschechischen Hradec Králové, die "Profimarken" Academy und Concert werden größtenteils in Seifhennersdorf produziert.


Unsere Gruppe im Vorführraum des Unternehmens

In einer Führung durch die Manufaktur konnten wir sehen, wie ein Klavier bzw. ein Flügel entsteht. Imposant war vor allem die Symbiose von handwerklichen Erfahrungen, modernster CNC-Technik und höchsten Ansprüchen an Material und Verarbeitung. Nur spezielle Hölzer kommen zum Einsatz. Extrem langsames Wachstum der Bäume, völlige Astfreiheit und  ein mehrjähriger Trocknungsprozess noch vor der ersten Verarbeitung des Holzes sind selbstverständlich.
Die Herstellung eines Instrumentes dauert ca. 200 Arbeitsstunden. Trotzdem vergehen mindestens 9 Monate, bis es ausgeliefert werden kann. Immer wiederkehrende Trocknungs- und Ruhephasen zwischen den einzelnen Arbeitsschritten bilden die Grundlage für den späteren charakteristischen Klang eines Bechstein-Flügels.
Unser Augenmerk lag auch auf der Ausbildung des Fachkräfte-Nachwuchses. Einerseits werden Klavierbauer herangebildet. Etwas erstaunt waren wir andererseits über die Aussage, dass ein nicht geringer Teil der Fachkräfte die Manufaktur in Seifhennersdorf verlässt. Dahinter steckt die Philosophie, dass Instrumente dieser Größenordnung nicht einfach mal so zur "Durchsicht" oder Instandsetzung kommen können. Gut ausgebildete Fachkräfte müssen eigenständig und vor allem vor Ort präsent sein und helfen können. Das gehört zum Service. So gibt es ein weltumspannendes Netz an Kompetenzzentren. Und genau das und dort ist das Einsatzgebiet dieser Fachkräfte.
Leider war das Fotografieren im Unternehmen untersagt, was natürlich verständlich ist. Daher fehlen an dieser Stelle die Bilder. Auf der Webseite der Piano-Manufaktur (Link am Ende der Seite) gibt es viele weitere Fakten, Informationen und auch einen (sehr empfehlenswerten!) Film über dieses mittelständige Unternehmen mit seinen ca. 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.
 
Nun war wieder der Busfahrer gefordert. Von Seifhennersdorf fuhren wir nach Ebersbach. Ein Zwischenstopp im Hainberg-Restaurant gestaltete sich zur Geschicklichkeitsfahrt. Mit einem Reisebus über schmalste Straßen und enge Kurven. Oft waren links und rechts kaum noch zweistellige Zentimeterwerte an Abstand zu Hecken, Zäunen oder gar Hauswänden. Unser Fahrer schaffte es ohne eine einzige Schramme.


Der Raum machte schon etwas her...

Der Außenbereich des Restaurants


Nach der Stärkung fuhren wir an das andere Ende der Stadt. Dort befindet sich eines von deutschlandweit 5 Kaffee-Museen. Eine kleine Kaffeekanne aus Heu steht vor dem Eingang. Mehr deutet auf den ersten Blick nicht auf das Museum hin, in dem am 29. August 1856 König Johann von Sachsen Rast machte.


Der Eingangsbereich mit der Kaffeekanne aus Heu

Der Innenbereich des 4-Seiten-Hofes
 

Im ersten Teil erfuhren wir jede Menge über den Anbau der Kaffeepflanze, die Ernte der Bohnen und ihre weitere Verarbeitung. So wussten nur einige Rundgangsteilnehmer, dass in Europa nur 2 grundlegende Kaffeesorten gehandelt werden: Arabica und Robusta. Erst die Verarbeitung und Mischung verschiedener Ernten führen zu den vielen Geschmacksrichtungen. Eher nebenbei erfuhren wir, dass man zu DDR-Zeiten mit Entwicklungshilfe auch mal kräftig daneben gelegen hat. Die allwissende Partei war bestrebt, Kaffee aus Vietnam zu importieren. Die dazu notwendigen Pflanzungen wurden "gefördert". Leider entschied man sich für Robusta, eine sehr aroma-, bitterstoff- und coffeinintensive Sorte, deren Geschmack vielleicht dem der "oberen Zehntausend", nicht aber der überwiegenden Masse entsprach. Das merkte man aber erst nach mehreren Jahren...


verschiedene Sorten Rohkaffee

 

Der Abschluss eines Röstvorgangs: Die braunen Bohnen verlassen den Röster
 

Historische Kaffeemaschine (um 1890)
 

Kaffeemaschinen aus der DDR (um 1980)

Nachdem nun geklärt war, wie das Kaffeepulver auf das kochende Wasser vorbereitet wurde, kam der Praxistest. Bei einer oder mehreren Tassen Kaffee aus der hauseigenen Rösterei und einem Stück Kuchen ließen wir den Erkundungstag ausklingen.


Hier saß am 29. August 1856 schon der sächsische König Johann.

Kaffee hat eine entwässernde Wirkung. Auch daran hatte man gedacht.

Hiermit möchten wir uns beim "Reiseunternehmen Holitours" recht herzlich für die wirklich gelungene Exkursion bedanken.

Wie gewohnt auch hier die Links zu den Internetseiten der besuchten Unternehmen:


Ein Wort an die Interessenten im kommenden Schuljahr. Unsere nächste Erkundung wird im April 2019 stattfinden. Wer tolle Anregungen oder gute Erfahrungen mit Firmen der Region gemacht hat, sollte es nicht für sich behalten. Ursula Holfeld ist sowohl per Mail als auch über das Schulportal erreichbar. Wir sind für jeden Hinweis dankbar.

 

Text und Fotos: A. Garten
Datum der letzten Änderung: 30.04.2018