„Schlittenflut“ auf dem Anger

Schräges Projekt soll an das Augusthochwasser 2002 erinnern

Auf dem Anger in Altkötzschenbroda startete am 11. Juli die Wintersaison. Rund 50 farbige Rodelschlitten sollen dann an die Flut vor 10 Jahren erinnern. Was aber haben Schlitten mit dem Hochwasser zu tun?

Im August 2002, das Wasser der Elbe hatte seinen Höchststand überschritten und die Bewohner begannen mit dem Beräumen ihrer Häuser und Keller, machte die Radebeuler Familie Wenzel eine interessante Feststellung: „Auf den Müllbergen und an den Straßenrändern liegen eine Vielzahl von Rodelschlitten!“ Sybille Wenzel, die in Radebeul u. a. das Präventions- und Therapiezentrum „ANIMO“ betreibt, beschloss mit ihrer Familie die ausgedienten und zum Teil in Mitleidenschaft gezogenen Schlitten zu sammeln, zu säubern und einzulagern.

Zum bevorstehenden 10jährigen Jubiläum wurde nach einer geeigneten Idee gesucht, die Schlitten der Öffentlichkeit zu präsentieren. Geboren wurde die Idee der „Schlittenflut“ auf dem Anger im Frühjahr diesen Jahres auch auf dem Wasser, genauer bei einer Trainingsfahrt im Ruderboot auf der Elbe durch Sybille Wenzel und Uwe Keller.

Herr Keller arbeitet an der Mittelschule Radebeul-Mitte. Dort holte er die Kunstlehrerin, Frau Hornuf, sowie Frau Illgen mit ins „Boot“, um das Projekt „Schlittenflut“ mit Schülern der Neigungskurse Kunst, Informatik und „Fremde Welten“ der Klassenstufe 7 anzugehen. Es entstand der Plan, farbige Schlitten an den Bäumen in der Angermitte im Bereich vom „Goldenen Anker“ bis zur „Apotheke“ aufzustellen. Mit der Zustimmung des Schulleiters, Herrn Bösel, und Frau Schnitzer vom Grünflächenamt Radebeul begann die Arbeit …

Ausgehend von den Hochwassermarken der Häuser in Altkötzschenbroda wurden mit einem Baulaser von Thomas Wenzel die exakten Wasserstände an jedem Baum ermittelt und auf einen Übersichtsplan übertragen. Die maximale Wasserhöhe im untersuchten Bereich befand sich in Höhe der „Grünen Linde“ mit 84 cm.

Jeder Schlitten wurde in der Schule ein Baum zugeordnet und die jeweils exakt ermittelte Wasserlinie entsprechend der Messungen markiert. Genau bis in diese Höhe wurden die Schlitten blau oder bunt bemalt.

Die Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich neben dem Anstreichen der Schlitten auch mit dem Thema Hochwasser. Dabei sind sie auf Bücher, Berichte und Fotos angewiesen, waren die Siebentklässler doch 2002 gerade 4 Jahre alt. Einige von ihnen haben verschiedene Materialien in die Schule mitgebracht, so unter anderem 6 „originale 2002-Sandsäcke“.

Parallel zum Aufstellen der Schlitten wurde eine Ausstellung von Fotos und Berichten zum Hochwasser in Altkötzschenbroda vorbereitet. Diese werden auf einigen Schlitten, sowie an Leinen zwischen Bäumen auf dem Angermittelstreifen, angebracht.

Gesucht wurden weitere Fotos, Exponate oder Geschichten, mit denen zum guten Gelingen dieser ungewöhnliche Ausstellung beigetragen werden sollte.

Gemeldet haben sich u. a. die Radebeuler Hobbyfilmer K. Hübner und C. Leonhardt. Sie hatten vor 10 Jahren die Flut filmisch dokumentiert und in einem 15-minütigem Video zusammengestellt. Dieses Video wurde uns für die Zeit der Ausstellung zur Verfügung gestellt und Herrn Jowatsky hat sich bereit erklärt, diesen in der „Schwarzen Seele“ der Öffentlichkeit zu zeigen.

Das Projekt wurde am Freitag, den 13.07.2012, im Beisein des Oberbürgermeisters, Herrn Wendsche, sowie interessierten Radebeuler Bürgern und Schülern, feierlich eröffnet.
 

2 Artikel zur Schlittenflut in den "Dresdner Neuesten Nachrichten" von 12.07.2012 und der "Sächsichen Zeitung" von 13.07.2012

 

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